Unterwegs mit der Wattführergemeinschaft Dithmarscher Nordseeküste auf Riesenwattwanderung zum Isern Hinnerk
Eine „normale“ Wattwanderung kann ja jeder denke ich und melde mich mutig zur Riesenwattwanderung zum Isern Hinnerk an.
Die Riesenwattwanderung hat eine Dauer von ca. 5 Stunden und eine Länge von 12 km. Ist ja mal eine Ansage und ich denke kurz über meinen Fitnesslevel nach. Klitzekleine Zweifel kommen mir doch, die ich aber jetzt, nach der Wattwanderung getrost beiseite schieben kann.
Jedem, der sich das auch fragt sei gesagt, das diese Watttour leicht zu schaffen ist, vergeht die Zeit doch wie im Fluge, weil es zum einen soviel zu sehen und zu bestaunen gibt, und weil man zum anderen damit beschäftigt ist, diese Ruhe zu genießen und runterzufahren….
Treffpunkt zur Riesenwattwanderung: St. Bartholomäus-Kirche in Wesselburen


Im Corso fahren wir Richtung Wesselburener Koog, aber nicht zur Badestelle, sondern nach Hellschen-Heringsand-Unterschaar- dort ist unser Einstieg.
Die Wattwanderung wird von Johann-Peter Franzen (kurz: Jan) geführt, eine Koryphäe auf seinem Gebiet und Mitbegründer der Wattführergemeinschaft Dithmarscher Nordseeküste.
Es werden übrigens noch vier weitere Riesenwattwanderungen hier in der Region angeboten:
- Bielshövensand am Elbmündungsbereich (ca. 3-4 Std.)
- Blauortsand (ca. 7 Std.)
- Drei-Priele-Tour (ca. 4 Std.)
- Ossengotttour mit Prieltaufe (ca. 5 Std.)
Nähere Infos zu den Riesenwattwanderungen findet Ihr auf der Seite der Wattführergemeinschaft Dithmarscher Nordseeküste oder auf der Webseite von Johann-Peter Franzen direkt.
An der Deichkrone angekommen erklärt uns Jan die Entstehung der Dithmarscher Nordseeküste, der Salzwiesen und des Wesselburener Koogs und gibt Auskunft über den Nutzen des Deichbaus. Selbst das Eidersperrwerk können wir sehen, das Wetter ist phantastisch-wir haben ganz klare Sicht.


Jan erklärt uns anhand der Seekarte unseren Weg, der uns die ersten 800m durch blühende Salzwiesen zur Abbruchkante zwischen Vorland und Lahnungsfelder führt und später durch Queller- und Schlickgrasfelder ins weite Watt.
In diesem Bereich steht das Wasser bei Flut drei Meter hoch!
Nun heißt es: Schuhe aus, ab jetzt geht es barfuß weiter….

Wir starten unsere Riesenwattwanderung zum Isern Hinnerk
Vor uns liegen die Salzwiesen, ein Meer aus Strandastern, Strandflieder und Strandbeifuß. Wir halten kurz inne, schärfen unsere Sinne und riechen an den verschiedenen Pflanzen.
Da ich sonst eher selten barfuß laufe, muß ich mich erst an den Untergrund gewöhnen, geht aber erstaunlich gut.

Die Salzwiesen sind von Prielen durchzogen, gar nicht ersichtlich auf den ersten Blick.
Langsam lernt sich auch die Truppe näher kennen, müssen wir uns doch einige Hilfestellung leisten, um die Priele zu überwinden. Hier ist Teamwork gefragt.
Zum Glück weiß Jan genau, wo wir sie am besten überqueren können, ohne zu tief einzusinken..
Wir lernen die Priele näher kennen mit ihrem Prallhang und Gleithang und Jan erklärt uns, wie Priele überhaupt entstehen.
Da sich die Priele im ständigen Wandel befinden, ist es unbedingt ratsam, mit einem erfahrenen Wattführer zu laufen – sonst kann es sehr gefährlich werden!


Wir hatten unheimlich viel Spaß und haben viel gelacht (und auch manchmal geflucht)…
Wie Ihr seht: eine kurze Hose ist unbedingt empfehlenswert.

Packliste Rucksack für Deine Wattexkursion:
- Wechselkleidung (Regenjacke, Windjacke, Sweatshirt, Shorts, Unterwäsche, evtl. Badebekleidung)
- Handtuch
- Kopfbedeckung
- Sonnencreme und Sonnenbrille
- Plastiktüten (für die nasse Kleidung oder zum Muscheln sammeln)
- Fotoapparat
- Fernglas
- Proviant (genügend Wasser, Snacks-Seeluft macht hungrig!)
- evtl. benötigte Medikamente
- Gummistiefel oder auch Neoprenschuhe (Surfschuhe) mögen sich für einige Watttouren eignen (Sandwatt), nicht jedoch für diese Tour, wie Ihr auf den Fotos sehen könnt
Watt in Sicht!

Jan legt ein gutes Tempo vor – er hat die Zeit im Nacken.
Ebbe und Flut wechseln ca. im 6 Std. Takt, das muß bei einer Riesenwattwanderung von ca. 5 Std. natürlich bedacht werden.
Anmeldung der Riesenwattwanderung zum Isern Hinnerk bei der Wasserschutzpolizei in Husum

Der Handyempfang wird schlechter, und Jan meldet unsere Riesenwattwanderung zum Isern Hinnerk bei der Wasserschutzpolizei in Husum an – mit Angabe der Personenzahl in Schutzzone 1.
Der Nationalpark Wattenmeer ist in drei Schutzzonen aufgeteilt: Schutzzone 1 ist weitgehend der Natur überlassen und darf nur mit qualifizierter Führung mit Genehmigung des Nationalparks betreten werden.
Nur deswegen ist es uns erlaubt, uns hier mit einem Nationalparkwattführer aufzuhalten.
In der Schutzzone 2 finden Badevergnügen und kleine Wattwanderungen statt.
In der Nullnutzungszone befindet sich u.a. das Schweinswalschutzgebiet südlich des Hindenburgdamms und nördlich der Insel Föhr.
Der Isern Hinnerk....was ist das überhaupt?
Jan erklärt, das es sich beim Isern Hinnerk um eine sehr harte Sandbank handelt, die in mitten der Eidermündung liegt und bei Tidehochwasser komplett überspült wird.
Sie ist so hart, dass an ihr schon Schiffe aufgelaufen oder zerschollen sind.
Benannt wurde sie nach Heinrich von Borch- ein Raubritter aus Horneburg, der wegen seiner eisernen Natur auch als Isern Hinnerk bezeichnet wurde.

Jan navigiert inzwischen mit seinem Kompass, führt uns sicher durch die Weite der Watten und wir erfahren einiges über die Sicherheit im Wattenmeer.
Die Landschaft hier ist atemberaubend, allein das Kreischen der Austernfischer, die über uns kreisen, ist zu hören.

Was mir an Watttouren besonders gefällt, sind neben der Schönheit der Natur und der Entspannung die man erfährt, die Gespräche und die symphatischen Menschen, die man kennenlernt.
Auch ich, die allein an dieser Tour teilnimmt, finde sofort Anschluss und wir plaudern über Gott und die Welt.
Wie sich im Laufe unseres Marsches herausstellt, ist ein ganzer Chor dabei.
Ein Pop-, Jazz-und Gospelchor aus der Nähe von Hamburg mit dem Namen Total Tonal.
Auf einer Sandbank machen wir eine wohlverdiente Pause und packen unser Proviant aus, auf den wir uns gierig stürzen. Seeluft macht hungrig!!!
Von hier aus haben wir einen guten Blick auf den Isern Hinnerk, gehen aber nicht weiter und bestaunen ihn aus der Ferne, wäre die Strecke doch etwas zu weit und nicht zu erreichen, erzählt uns Jan.
Als wir alle unseren Gedanken nachhängen und unsere Blicke in die Ferne schweifen, nimmt der Chor plötzlich Aufstellung und gibt eine Gesangseinlage zum Besten.
Ergriffen lauschen wir, bekommen Gänsehaut…
Ein einzigartiges Erlebnis umgeben von Prielen, dem Wattenmeer und dem weiten Himmel, besteht Dithmarschen doch zu 98% aus Himmel.
Entschuldigt bitte die Klangqualität. Darauf war ich nun wirklich nicht vorbereitet und hatte nur mein Handy für die Aufnahme im Gepäck.
Gesangseinlage von Total Tonal- mitten im Wattenmeer
Der Rückweg zum Strand steht an...
Wir machen uns also auf den Rückweg, wohl wissend, was uns „bevor steht“. 🙂
Auf dem Weg Richtung Salzwiesen erfahren wir von Jan jede Menge Wissenswertes über die Nordsee.
Die Nordsee ist ein Schelfmeer am Rande des Atlantischen Ozeans und hat eine durchschnittliche Tiefe von 94 Metern.
Doch was ist eigentlich ein Schelf?
Es ist der Randbereich eines Kontinents, der vom Meer bedeckt ist, eine gering seewärts geneigte Plattform, die bis zu 200 Meter unter dem Meeresspiegel liegt.
Wieder was gelernt…
Die Wasserqualität ist gut bis sehr gut, außerdem gibt es hier keine Feuerquallen. Gut zu wissen!
Wie entsteht eigentlich Ebbe und Flut?
Das wird sich wohl so manch ein Tourist der hier Urlaub macht, gefragt haben.
Jan weiß einiges darüber zu erzählen und erklärt es uns anhand einer schönen Zeichnung im Watt.

Bevor wir uns auf den doch etwas mühsamen Weg zurück durch die Salzwiesen mit Prielüberquerung machen, erfahren wir noch etwas über den Ossengott – ein großer Priel vor Büsum, der in den Hauptpriel, der Norderpiep, mündet.
Jan erklärt uns, welche Halligen in der Nordsee zu finden sind und was für Tiere im Watt ihre Spuren hinterlassen.
Glücklich und auch stolz, wieder am Deichrand angekommen zu sein, freuen wir uns über ein Wasserloch, in dem wir unsere Füße reinigen können, und über unsere Schuhe, die noch am Platz stehen.

2. Gesangseinlage von Total Tonal, am Deichrand
Auf unser Bitten und Betteln lässt sich unser Chor noch zu einer 2. Gesangseinlage überreden und wir lauschen gespannt dem schönen Gesang in toller Kulisse.
Wer die Natur liebt und das Wetter hier in Norddeutschland, wer gute Gespräche mag und nette Menschen kennenlernen möchte, wer dazulernen und einfach mal etwas machen möchte, was er noch nie gemacht hat, ist hier goldrichtig.
Der Weg war teilweise etwas beschwerlich, aber nach der Tour waren wir alle stolz wie Bolle, die Riesenwattwanderung gemacht zu haben.
Und auch irgendwie glücklich und rundum zufrieden.
Zurück am Treffpunkt in Wesselburen haben wir beim Italiener noch nett zusammen gesessen und geklönt.
Die Pizza und das Bier schmeckten nach dieser Tour besonders gut.
Ein rundum gelungener Tag also!

Zu Hause frage ich mich dann, wie ich jemals wieder meine Füße sauber bekommen soll….
Gut abschrubben sagt Jan, der Rest erledigt sich über Nacht im Bett.
Er hat recht behalten:-))
Liebe Ina!
Die „Pipifrage“ ist durchaus berechtigt 🙂 einfach hinter der Gruppe bleiben und los gehts.
Wird aber immer vom Wattführer vorher angesprochen, sodas die Gruppe Bescheid weiß und keiner sich umdreht.
Vorher aber immer Windrichtung checken… 🙂
Mach das mal, ist ein tolles Erlebnis!
Lieben Gruß aus dem schönen Norden
Sandra
Hallo Sandra,
ich überlege mir auch, mal bei so einer Wattwanderung mitzumachen.
Nur hab ich eine (zugegeben etwas peinliche) Frage:
Wie läuft es da, wenn man mal… ähem… für kleine Mädels muss?
Man kann sich ja da nirgendwo verstecken…
Wie hast Du dieses Problem gelöst?
Liebe Grüße aus dem Süden
Ina
Ach schön wie Du den Tag beschreibst Petra, dass freut mich so sehr 🙂
Hallo Ihr Lieben,
ich sitze hier im Büro und habe meine Mails gecheckt und da war die Mail von Uwe (vielen Dank dafür). So viel Zeit muss sein, dachte ich. Will doch mal sehen, was die liebe Meike da zusammengeschustert hat. Und schon war es wieder da! Man sieht es wieder vor sich, die Weite des Meeres, riecht die salzige Luft, fühlt den Wind in den Haaren und den Schlick auf den Schienbeinen. Nicht zu vergessen, dieser Ständchen, welches wir mitten mang im Watt hatten und dann auch noch bei unserer Rückkehr zum festen Boden und den Schafen auf dem Deich. Ganz ehrlich, Ihr Lieben, das war ein Tag, der nicht von dieser Welt war, einfach großartig! Vielen lieben Dank, liebe Meike, dass Du mir die Erinnerung an diesen tollen Tag mit Deinen Worten und Bildern wieder ein bisschen mehr in den Vordergrund geholt hast. Jetzt geht die Arbeit mit einem Lächeln und der Freude auf ein Wiedersehen weiter. In diesem Sinne wünsche ich allen eine gute Zeit. Liebe Grüße Petra
Hallo Meike!
Eine Wattwanderung, die in Erinnerung bleibt!
War schön, Euch alle kennenzulernen. Wir waren eine tolle Truppe!
Danke Dir Meike für Deinen netten Kommentar!
Liebe Grüße an Dich aus dem schönen Dithmarschen
Sandra
Hallo Uwe!
Du hast recht, es war ein ganz besonderes Erlebnis!
Wir sehen uns bestimmt mal wieder auf einer (Watt-)Wanderung in Dithmarschen.
Ganz lieben Gruß nach Hamburg
Sandra
Hallo Sandra,
genau so war es an diesem wunderschönen Tag im Wattenmeer. Da gibt es nichts mehr hinzuzufügen.
Eben keine 08/15 Wattwanderung sondern ein bisschen mehr.
Liebe Grüße
Meike
Sehr gut beschrieben, Sandra, man sieht, auch ohne die Fotos anzusehen, vor sich, wie´s auf dieser bemerkenswerten Tour zugeht.
Ich hab die inzwischen schon 4mal mitgemacht, ist immer wieder ein tolles Erlebnis
Uwe von Singlewanderland